Mensch und Salz
Salz ist überlebenswichtig – auch für uns Menschen. Als Lebensmittel und natürliche Arznei benötigen wir es regelmässig. Seit rund 100 Jahren fügen wir in der Schweiz dem Salz Spurenelemente hinzu, diese halten uns ebenfalls gesund.
Als sich auf der Erde das erste Leben regte, hatte das Salz seinen Anteil daran. In den Urmeeren bildeten Salz und andere chemische Grundstoffe zusammen mit Wasser eine «Ursuppe», in der sich erste Mikroorganismen entwickeln konnten.
Auch der Vielzeller Mensch trägt seit Beginn seiner 3 Millionen Jahre alten Entwicklung das Urmeer in sich, nämlich in der so genannten Extrazellulärflüssigkeit, die unsere Zellen umgibt. Sie enthält pro Liter 9 Gramm Kochsalz.
Salz ist ein besonderer Stoff, einzigartig im Geschmack, vielfältig in der Wirkung. Feine Speisen ertragen nur kleine Prisen, kräftiges Badewasser ist mit vollen Händen zu salzen, und Salz in die Wunde streuen schmerzt nicht nur sprichwörtlich.
Die Tränen der Freude, der Schweiss für den Preis und das Blut in unsern Adern machen klar – Salz ist Nahrung. Im Solbad geben Wasser, Wärme und Salz dem schweren Körper Auftrieb, entspannen den Geist, pflegen die Haut und aktivieren den Kreislauf.
Die natürliche Arznei
Die Medizin früherer Zeiten räumte dem Salz eine universelle Bedeutung ein. Salz war auch Arznei. Es hatte seinen Teil an der Hygiene und galt als wirksame Diät. Und schon damals schätzte man die heilende Wirkung von Meerwasser und Solebad.
Unentbehrlich ist zum Beispiel 0,9%ige Kochsalz-Lösung, die bei Unfällen mit Blutverlust oder als Trägerflüssigkeit für andere Medikamentenlösungen in Infusionen verwendet wird. Diese physiologische und isotonische Kochsalzlösung hilft Leben zu retten.
Salz wird aber auch in der Naturheilkunde und in der Hausmedizin erfolgreich eingesetzt. Salzwasserlösungen in einer bestimmen Konzentration wirken abschwellend auf entzündete Schleimhäute und helfen bei Schnupfen, Hals- und Rachenentzündungen. In unsere Zeit hinübergerettet hat sich auch das Wissen um die heilende Wirkung der Solequellen. Solebäder werden bei einer ganzen Reihe von Beschwerden vor allem des Bewegungsapparates eingesetzt (Gicht, Rheuma, Ischias). Auch für die Nachbehandlungen bei orthopädischen oder neurologischen Operationen, bei Unfallverletzungen, Lähmungsfolgen, Herz-Kreislauf-Störungen und Atemwegserkrankungen wird das warme Solebad gerne eingesetzt. Viele bekannte Badekurorte entstanden zur Römerzeit.
Hauterkrankungen werden direkt am Meer und in Kliniken mit Salz, Licht und Wärme erfolgreich behandelt. Menschen, die unter Psoriasis (Schuppenflechte) leiden, finden in den Kurorten des Toten Meeres Linderung. Das besondere Reizklima der Nordsee war schon vor 200 Jahren für seinen günstigen Einfluss auf die Erkrankungen der Atemwege bekannt.
Die Rolle von Natrium (Na) und Chlor (Cl)
Eine andere wichtige Funktion hat das Natrium bei der Reizleitung im Nervensystem. Nervenzellen enthalten im Ruhezustand Kaliumionen und ihre Zellmembran ist undurchlässig für Natriumionen. Erst bei Erregung wird die Membran schlagartig durchlässig und Natriumionen strömen ein, der elektrische Zustand der Zelle ändert sich. Dies meldet die Nervenfaser als elektrisches Signal weiter. Ist das Kalium-Natrium-Verhältnis im Körper gestört, namentlich durch Salzmangel, so können Müdigkeit, Abgespanntheit, Reaktionsträgheit und Muskelkrämpfe auftreten. Natrium kann aber nicht durch Kalium ersetzt werden. Oft werden Diätempfehlungen diesbezüglich falsch verstanden.
Während Natriumionen im Nervensystem ihre Hauptaufgabe haben, ist das Chloridion für die Verdauungsfunktion von zentraler Bedeutung. Der Magensaft enthält neben Schleim und Enzymen auch Salzsäure, die ihn stark sauer macht (pH-Wert 1,0–1,5). Dies ist wichtig, weil dadurch Krankheitskeime aus der Nahrung abgetötet werden und Nahrungseiweiss für die weitere Verdauung vorbereitet wird.
Der Geschmack von Tränen und Schweiss macht uns bewusst, dass wir Salz im Körper haben. Bei einem Körpergewicht von 70 Kilogramm sind das immerhin 125 Gramm (siehe Grafik NaCl-Verteilung). Allerdings ist dies kein konstanter Wert, denn durch Schweiss und Harn scheiden wir täglich Salz aus. Der Zwang, verloren gegangenes Salz zu ersetzen, steckt in Mensch und Tier. Ein längerer Verzicht auf Salz führt zu Mangelerscheinungen, Erkrankungen und in extremen Fällen sogar zum Tod. Es besteht aber bei einseitigen Diäten, Störungen des Durstempfindens bei alten Menschen oder bei extremem Durchfall und Ausdauersportarten ein Salzmangelrisiko.
Wie viel Salz braucht der Mensch?
Der Salzbedarf ist sehr individuell und schwankt je nach Gewicht, körperlicher Aktivität und Gesundheitszustand. Erwachsene Personen benötigen pro Tag 4 bis 6 Gramm Kochsalz. Bei einer ausgeglichenen Ernährung sind diese Mengen in den Mahlzeiten enthalten. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wird dieser Richtwert laut Statistik um ein bis zwei Gramm pro Tag überschritten.
Jod im Salz – dem Kropf an den Kragen
Salz trägt als ideales Trägermedium für Spurenelemente zur Gesundheit bei. Der menschliche Körper braucht zur Regelung der Schilddrüsenfunktion Jod. Der Tagesbedarf liegt bei einem Erwachsenen zwischen 100 bis 150 Mikrogramm (0,00015 g). Eine verschwindend kleine Menge – und doch ist die Aufnahme durch Nahrung oder Getränke nicht garantiert. Ein Mangel an Jod führt zu Kropf und anderen Mangelerscheinungen.
Schon Anfang des Jahrhunderts wusste man über die Folgen des Jodmangels Bescheid. Lokalen Versuchen folgte 1922 die erste flächendeckende Salz-Jodierung. Die Schweiz übernahm damit eine Pionierrolle. Seit damals fügen die Schweizer Salinen im Auftrag der Behörden dem Speisesalz Kaliumiodid bei. Sicher kann der Rückgang des Kropfes und der Jodmangelkrankheiten im Wesentlichen darauf zurückgeführt werden. Die Speisesalz-Jodierung ist heute ein wichtiges Element im weltweiten Gesundheitsprogramm der WHO und der UNICEF.
Fluorid im Salz – den Zähnen zuliebe
Das Schweizer Speisesalz JuraSel® und Sel des Alpes gibt es nicht nur mit Jod, sondern auch mit Fluor. Die Zahnmedizin hat schon früh festgestellt, dass die regelmässige Umspülung des Zahnschmelzes mit Fluorid bereits in kleinsten Konzentrationen konservierend und härtend auf den Zahnschmelz wirkt. Nicht nur in der Wachstumsphase, selbst bei betagten Menschen wirkt Fluor. Fluorid im Speisesalz ist deshalb eine sinnvolle und erst noch billige Kariesprophylaxe für die ganze Bevölkerung.